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Wim Hof — Der „Eismann“ und sein Atem

«Wenn wir uns immer bloß für Komfort entscheiden, dann lernen wir niemals die tiefsten Fähigkeiten unseres Geistes und Körpers kennen.»

— Wim Hof

Vielleicht warst du schonmal in der Sauna. Und danach Eisbaden — in Kombination soll das ja bekanntlich besonders gesund sein. Wie lange hast du es im kalten Wasser ausgehalten? Vielleicht eine Stunde und 52 Minuten? Oder hast du es mal geschafft, 66 Meter unterhalb einer Eisdecke entlang zu tauchen? Den eisbedeckten Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, nur in einer kurzen Hose bestiegen, oder selbiges beim Mount Everest versucht? Oder bist du einen Halbmarathon gelaufen — in Shorts, barfuß, nördlich des Polarkreises? Gut, vielleicht stehst du auch nicht so auf Kälte… Wie schaut’s mit einem ganzen Marathon in der Namib-Wüste bei Temperaturen um die 40°C aus, und zwar ohne Wasser? Keine Sorge, du brauchst nichts davon zu erledigen, denn das hat schon jemand anderes getan, und zwar alleine. Die Rede ist von Wim Hof. Der mittlerweile über 60-jährige Niederländer hält insgesamt 26 Weltrekorde und wird zurecht als der „Iceman“ bezeichnet, da er wie auf wundersame Weise Kälte trotzen kann, ganz so, als wäre er nicht von dieser Welt.

Die Wim-Hof-Methode

Doch Wims Reise hat einen traurigen Ursprung: Seine damalige Frau war psychotisch, hatte mehrere Persönlichkeiten, und erhielt eine klassische Behandlung mit Medikamenten, die sie nicht heilen konnten. Sie beging Suizid. Wim Hof suchte nach Antworten und begann, sich mit Atemtechniken und Achtsamkeitsübungen zu beschäftigen. Dies verband er mit seiner Liebe zur Kälte, die er laut eigener Aussage bereits im Alter von siebzehn Jahren durch einen Sprung ins Amsterdamer Kanal-Wasser für sich entdeckte. Dadurch schaffte er es nicht nur, mit dem Tod seiner Frau umzugehen, sondern stellte zudem immer weitere Vorteile für seine körperliche und geistige Gesundheit fest.

Jene Erfahrungen veranlassten Wim dazu, eine Methode zu konzipieren, die er schlicht die „Wim-Hof-Methode“ (WHM) taufte. Es war ihm ein Anliegen, das erlangte Wissen mit anderen Menschen zu teilen, da er die Vorteile erkannte und sich ihrer Bedeutung bewusst wurde. Doch wie genau funktioniert es? Im Grunde genommen unterscheidet sich die WHM kaum von anderen Techniken wie dem holotropen Atmen, dem wir uns in einem eigenen Blogbeitrag widmen. Wim Hof konzipierte seine Methode wie folgt: Man beginnt mit 30 tiefen Atemzügen. Nach dem dreißigsten Mal Ein-und-Ausatmen hält man mit geleerten Lungen die Luft so lange an, wie man mag oder kann. Dann atmet man noch einmal tief ein und hält den Atem wieder an, diesmal jedoch auf der Einatmung und für lediglich 15 Sekunden, und atmet dann wieder aus. Jetzt beginnt eine neue Runde mit demselben Prozedere.

Ab ins Eis

Soviel zur Atemtechnik. Doch es gibt noch weitere Säulen, die die WHM zu dem machen, was sie insgesamt ist. Allen voran gehört dazu das Sich-der-Kälte-Aussetzen, was Wim Hof die Popularität bescherte, die er heute innehat. Wim hat sämtliche Rekorde aufgestellt, die etwas damit zu tun haben, besonders lange in besonders kalten Umgebungen zu verharren, zu schwimmen oder zu laufen. Er hat dabei sogar — und das ist das Entscheidende — seine Körpertemperatur aufrechterhalten können — etwas, das bis dato als physiologisch unmöglich erachtet wurde. Wenn du diesen Teil der WHM selber umsetzen möchtest, empfiehlt es sich, langsam und vorsichtig anzufangen, da extreme Kälte für Neulinge bzw. Ungeübte eine sehr unangenehme, wenn nicht schmerzhafte oder gar lebensbedrohliche Bedienung darstellen kann. Bspw. kannst du eine kalte Dusche nehmen oder bei kühleren Außentemperaturen einen kurzen Spaziergang im T-Shirt machen. Das Erleben der Kälte scheint zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich zu bringen. Wim Hof ist laut eigener Aussage seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr krank gewesen. Auch die mentale Stärke wird durch die Kälte erhöht, nicht zuletzt dadurch, dass man dafür diszipliniert und voll in der Gegenwart sein muss. Das Achtsamkeitstraining als solches bildet im Rahmen der WHM die dritte Säule und findet quasi während der Atem- und Kälteübungen statt, kann aber gesondert auch durch Meditation praktiziert werden. Zwar konnte oft noch keine abschließende und eindeutige Erklärung dafür dargeboten werden, welche Mechanismen im menschlichen Körper genau während der Praktik der WHM aktiv sind, doch wissenschaftliche Untersuchungen und Begleitungen von Wims Experimenten und Rekordversuchen haben eindeutig bestätigt, dass die Methode funktioniert und keine Tricks involviert sind.

Das kann doch jeder!

Genau dies ist eine Quintessenz, die Wim Hof mit anderen Menschen teilen möchte: nämlich, dass er keinerlei übermenschliche Fähigkeiten besitzt, sondern schlichtweg aufzeigt, was für ein Potenzial jedem Menschen innewohnt. Daher ist er sehr bemüht, seine Botschaft in die Welt zu bringen und andere in den Techniken zu unterrichten. Es gibt daher zahlreiche Anleitungen und Kurse auf seinem Youtube-Kanal wie auch seiner Webseite. Zu den Angeboten gehören auch umfangreiche Ausbildungen für Menschen, die gerne eigene Kurse leiten möchten. Immer mehr Menschen scheinen das heilsame Potenzial zu erkennen und zu begreifen, welche Kräfte Atemtechniken wie der Hof’schen Methode oder auch dem holotropen Atmen innewohnen. Nicht nur der Begründer der letzteren Technik, der Tscheche Stanislav Grof, hat zahlreiche erfolgreiche Auflösungen von körperlichen, emotionalen und seelischen Leiden bezeugen können. Auch Wim Hof ist überzeugt davon, dass die menschliche Atmung biochemische Prozesse in Gang setzen kann, die derartiges zu bewirken imstande sind. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Ausführungen selbstverständlich nicht als medizinische oder therapeutische Empfehlung zu verstehen sind, sondern die Feststellungen von Menschen wie Wim Hof oder den Anwendern der Praktiken wiedergeben. Kenne deine Grenzen und berate dich ggf. mit einem Arzt, erst recht, wenn du tatsächlich beabsichtigen solltest, die Methode als therapeutische Maßnahme für gesundheitliche Beeinträchtigungen sämtlicher Art zu praktizieren!

Was du aber in jedem Fall mitnehmen solltest: Wir können Unvorstellbares erreichen, wenn wir es schaffen, unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele in Einklang zu bringen und die Verbindung zu uns selbst herzustellen. Wir können unserem ganzheitlichen Wohlbefinden etwas außerordentlich Gutes tun, indem wir uns auf unseren Atem besinnen, diszipliniert leben und uns mit der Natur verbinden. Zudem gilt es sich bewusst zu werden, dass wir noch so viel mehr in uns selbst zu erkunden und noch längst nicht die Grenzen des Machbaren erreicht, geschweige denn unsere volle Kraft ausgeschöpft haben. Daher ermuntern wir dich, unsere curaya-Angebote zu Breathwork auszuprobieren. Also: Verlasse deine Komfortzone und atme! Oder mit Wims Worten: „Breathe. It’s for free. It’s life. It’s good.“

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