«As you think, so you feel, so you act.»
— Sprichwort
Im ersten Teil dieser Blogserie wurde herausgearbeitet, dass Spiritualität als eine dem Menschen zur Orientierung dienende Kraft definiert werden kann, die einen praktikablen Lebensstil mit für alle wünschenswerten Konsequenzen begründet. Spiritualität ist Teil der Trinität von Körper, Geist und Seele, weshalb ein spiritueller Mensch gleichzeitig ein ganzheitlich gesunder Mensch ist. Ein spiritueller Mensch hält die Balance zwischen der feinstofflich-idealistischen und der materiell-irdischen Welt, da er um die Relevanz beider Sphären weiß und in ihrer Vereinigung den Schlüssel zu ganzheitlichem Wachstum sieht. Er erkennt zudem, dass es eine objektive und erfahrbare Wahrheit gibt und kann diese von der menschlichen Interpretation der Realität — Wahrnehmung genannt — unterscheiden, woraus sich wiederum eine moralische Urteilskraft ableitet, die essenziell für ein gesundes gesellschaftliches Zusammenleben ist. Im Folgenden werden die Charakteristika eines spirituellen Lebensstils weiter ausgeführt.
Spirituell zu sein bedeutet zu urteilen
Falsche Spiritualität bringt uns bei, niemals zu (ver-)urteilen. Diesen Akt unterbinden zu wollen impliziert jedoch, dass es falsch ist, zwischen Wahrheit und Lüge, Realität und Illusion, oder richtig und falsch zu unterscheiden, denn all diesen Bewertungen geht ein Urteil voraus. Man kann zudem keine persönlichen Vorlieben und Abneigungen haben, wenn man nicht (ver- oder vor-)urteilt. Es gehört untrennbar zur menschlichen Natur, ständig zu urteilen. Auf welcher Basis sucht man sich Freunde oder einen Lebenspartner, kauft sich Kleidung oder wählt eine Arbeitsstelle? Unzählige Beispiele könnten dem hinzugefügt werden. Allen Entscheidungen geht ein Urteil voraus und auch Vorurteile sind etwas sehr Menschliches, da sie auf vergangenen Erfahrungen beruhen und einem Kraft und Zeit sparen, ähnliche Situationen jedes Mal von Grund auf neu zu evaluieren. Unterlässt man das bewertende Urteilen (moralischer Relativismus), so kann es keine Moral im zwischenmenschlichen Handeln geben, da sonst in der logischen Konsequenz alle persönlichen Sichtweisen in Bezug auf Richtig und Falsch akzeptiert werden müssten. Eine solche Einstellung kann keine Grundlage menschlichen Zusammenlebens sein, da sie sich auf letzteres in hohem Maße destruktiv auswirkt. Dass menschlich sein wertende Urteile mit einbegreift, bedeutet nicht, dass Belanglosigkeiten wie Aspekte des Aussehens anderer Leute oder gar sich selbst grundlos verurteilt werden. Wertende Urteile sollten stets dadurch motiviert sein, richtig von falsch, Wahrheit von Irrtum und gut von schlecht zu unterscheiden, um Konstruktives zu manifestieren. Es sollte stets eine liebevolle und wohlwollende Motivation zugrundeliegen — auch sich selbst gegenüber (siehe dazu unseren Blogbeitrag zum Thema Soziale Medien & Selbstliebe).
Selbst-Wertschätzung
Der Aspekt der Selbstliebe ist auch für einen spirituellen Lebensstil sehr bedeutend. Spiritualität beinhaltet ganzheitliche Selbstliebe, also das Pflegen der drei menschlichen Ebenen von Körper, Geist und Seele. Da Spiritualität als Wegweiser für menschliches Handeln dient, sodass dieses wünschenswerte Resultate hervorbringt, beinhaltet ein spiritueller Lebensstil die Wertschätzung des Selbst. Nur ganzheitlich gesunde Menschen haben die Kraft, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und den Herausforderungen des Lebens zu widerstehen, um inneres und äußeres Wachstum zu manifestieren. Zu diesem holistischen Weg gehört auch, aufrichtige Schattenarbeit zu betreiben, um Blockaden zu lösen und überhaupt in der Lage zu sein, den eigenen Wert (an-)erkennen zu können. Ist dieser Wert einmal erkannt, ist ein spiritueller Mensch abgeneigt, einen Personenkult betreiben und eine außenstehende Person anstelle eines fundierten Wertesystems zum Leitstern zu erklären. Es gilt, sein eigener Meister zu sein und selbstbestimmt zu leben, da ein fremdbestimmender Einfluss der Selbst-Wertschätzung im Wege steht. Den eigenen Wert zu erkennen bedeutet gleichzeitig, das Leben als solches wertzuschätzen. Aus diesem Grund beinhaltet ein spiritueller Lebensstil, sich um den Zustand der Welt und seiner Lebewesen, einschließlich der (anderen) Menschen zu kümmern — eine „Nach mir die Sintflut“-Einstellung hat darin keinen Platz und die Souveränität aller anderen Menschen wird ebenso wertgeschätzt wie die eigene Souveränität. Jegliche Kontrollgelüste gegenüber anderen Menschen sollten im Rahmen der eigenen Schattenarbeit bearbeitet werden.
Ego-Identifikation vermeiden
Ein letzter essenzieller Aspekt wahrer Spiritualität ist, die Identifikation mit dem Ego zu vermeiden: Du bist kein Bankangestellter, keine Lehrerin, kein Sportler etc. Du übst eine Tätigkeit aus, sei es in Bezug auf deinen Beruf oder deine Hobbys. Man kann auch sagen: Du hast diese und jene Rolle inne. Sobald du jedoch beginnst, dich mit dieser Rolle so sehr zu identifizieren, dass du dich und deine menschliche Essenz darüber definierst, ist ein kritischer Punkt überschritten. Nun fehlt dir eine gesunde Distanz, um dich und deine Taten kritisch hinterfragen zu können. Du machst dich abhängig und verlierst die Fähigkeit, vollkommene Kontrolle über dein Handeln ausüben zu können, weil deine Rolle dein Sein als Mensch definiert. Kritisiert oder hinterfragt jemand diese Rolle (womöglich gar zurecht), wirkt dies wie ein fundamentaler Angriff auf dich als Mensch. Darauf wird meist mit Rechtfertigung, Leugnung oder einem Gegenangriff reagiert, was die Möglichkeit, durch das Hinterfragen des eigenen Handelns dazuzulernen, untergräbt — eine mehr als unwünschenswerte Situation. Denn das Selbstwertgefühl muss von innen heraus existieren, nicht durch externe Faktoren wie das Einnehmen einer bestimmten Rolle in der Gesellschaft. Die Ego-Identifikation hält Menschen in Angst und Ignoranz, indem es sie vor allem zwei Dinge glauben lässt: „Ich kann keinesfalls falsch liegen in Bezug auf all die Dinge, die ich Stand jetzt als wahr erachte“ und „Ich möchte nichts von dem wissen, was meine Position angreift“. Letztlich mündet diese Dynamik also in der Unfähigkeit zuzugeben, wenn man falsch liegt. Daher gilt folgender Leitsatz: „Ich habe ein Ego, aber mein Ego hat mich nicht.“
Die Ausführungen über gelebte Spiritualität in diesem zweiten Teil lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es ist mehr als okay, zu urteilen. Wertende Urteile dienen der Unterscheidung von gut und schlecht, richtig und falsch, Wahrheit und Irrtum. Da gelebte Spiritualität das Zugrundelegen eines moralischen Kompasses mit einschließt, urteilt ein spiritueller Mensch andauernd — mit einer wohlwollenden und liebevollen Motivation und um menschliches Wachstum auf wahrhaftiger Basis zu ermöglichen. Spiritualität beinhaltet zudem ganzheitliche Selbst-Wertschätzung, also das Pflegen der drei menschlichen Ebenen von Körper, Geist und Seele, weil der Wert des Lebens als solches (an-)erkannt wird. Auf dieser Basis gilt es, ebenso den Wert und die Souveränität aller anderen Menschen hochzuhalten. Ein spiritueller Mensch gibt sein Bestes, Ego-Identifikation zu vermeiden. Er definiert sein Sein als Mensch nicht über seine Rolle, die er in einem gesellschaftlichen Gefüge innehat, da dies seine Kritikfähigkeit negativ beeinträchtigt.
Wie hoffentlich aufgezeigt werden konnte, ist Spiritualität etwas, das sehr konkret als Lebensstil umgesetzt werden kann und sollte, da es dem Menschen einen richtungsweisenden Kompass und eine Anleitung für ein blühendes menschliches Zusammenleben in die Hand gibt. Spiritualität ist im Rahmen der Trinität aus Körper, Geist und Seele jener feinstofflich-emotionale Impulsgeber, der über die Gedanken als Mittler den Körper zu Handlungen anweist, mit welchen wir in der materiellen Welt Dinge manifestieren. Wende auch du dich einem spirituellen Lebensstil zu, damit das, was du tagtäglich manifestierst, sein volles Potenzial erreichen kann. Apropos manifestieren: Schau dir gerne unsere curaya-Experience mit der Expertin Carla Dikdur an und erlerne die Kunst des Manifestierens!