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Resilienz — Dem Stress des Lebens widerstehen

«Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
 den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
 und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.»

—  Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr


Das Leben geht mit vielen Aspekten einher, die Druck von außen auf uns ausüben und uns somit Stress aussetzen. Schicksalsschläge, Probleme im Beruf, der Familie oder der Beziehung, betrügerische Freunde oder Geschäftspartner, aber auch vermeintliche Banalitäten wie das Wetter. Die Frage lautet dabei stets, was dieser Druck mit uns macht. Schaffen wir es, dem Druck standzuhalten, oder kollabieren wir unter seiner Last? Vielleicht ist es auch möglich, intelligent nachzugeben, ohne Schaden zu nehmen, und danach wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren? In jedem Fall ist Folgendes von Bedeutung: Wie sind wir als Mensch beschaffen, dass wir auf externen Druck und Stress reagieren können? Da wir augenscheinlich in einer immer stressigeren Welt leben und der Druck auf vielfältige Weise zunimmt, ist dies ein Thema, welches alle Menschen zu einem gewissen Grad betrifft. Daher soll es in diesem Text um Resilienz gehen — so wird die Eigenschaft genannt, die uns vor den zuvor geschilderten Umständen schützt. Resilienz lässt sich auch als die mental-emotionale Widerstandsfähigkeit eines Menschen beschreiben. In den letzten Jahren ist die wissenschaftliche Forschung diesbezüglich stark gewachsen, was nicht zuletzt wohl als Symptom von zunehmend herausfordernden Lebensbedingungen gewertet werden darf.


Auf’s Innenleben kommt es an

Was Resilienz ist und warum es dieser Fähigkeit bedarf, dürfte an dieser Stelle bereits klar sein, denn allzu kompliziert ist die Sachlage nicht: Wir begegnen in unserem Leben konstant stressigen Herausforderungen, die Druck auf uns ausüben. Mit diesen gilt es adäquat umzugehen, um bestenfalls gestärkt, mindestens jedoch unbeschadet daraus hervorzugehen. Je ausgeprägter diese Fähigkeit ist, desto erfolgreicher und glücklicher sind wir in vielerlei Hinsicht. Soweit, so gut. Daher soll der Fokus nun darauf gerichtet werden, was wir tun können bzw. sollten, um die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Eine gute Nachricht vorab: Resilienz lässt sich erlernen und üben. Um dies näher zu erörtern, wollen wir uns einer wertvollen Metapher bedienen, die in Bezug auf das Thema Resilienz häufig Anwendung findet. Man kann sich den Menschen, bzw. genauer gesagt seine Psyche, als einen Schwamm oder einen anderen Körper vorstellen, der gewisse Materialeigenschaften aufweist. Die Herausforderungen des Lebens sind Kräfte, die von außen auf diesen Körper einwirken, und somit Druck auf ihn ausüben. Was nun passiert, ist untrennbar mit den Materialeigenschaften des Körpers verbunden, oder anders: Was im Innen vorhanden ist, bestimmt, wie der äußere Druck auf die Psyche wirkt. Wir können also festhalten, dass sich die Resilienz dadurch verändern lässt, indem man seine eigene Beschaffenheit verändert und die richtigen Dinge in sich aufnimmt. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten, wie man auf äußeren Druck reagieren kann: Entweder hält man dem Druck statisch stand, oder man gibt flexibel und kontrolliert nach, und dehnt sich, wenn der Druck abklingt, wieder in seine ursprüngliche Form aus. Was nicht gewünscht ist, ist, dass man entweder zerbricht oder aber unfähig ist, in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Wie lässt sich das Innenleben also so konstruieren, dass man dem externen Druck in den unterschiedlichsten Situationen so gut es geht standhalten kann?


Die sieben Säulen der Resilienz

Zuerst einmal lassen sich in Bezug auf die Resilienz sog. Schutz- und Risikofaktoren unterscheiden. Risikofaktoren sind all diejenigen Aspekte, die uns aus der Bahn werfen und unserer mental-emotionalen Gesundheit Schaden zufügen können. Dazu gehören also die eingangs genannten Themen, die das Leben anstrengend und herausfordernd, häufig auch belastend machen, wie bspw. zwischenmenschliche Konflikte oder andere äußere Umstände, die kräftezehrend sind. Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind, desto eher leidet die Psyche. Dem entgegen stehen jedoch die Schutzfaktoren, die dafür sorgen, dass wir den Risikofaktoren trotzen und unsere mentale Gesundheit aufrechterhalten können. Letztlich kommt es also auf das Verhältnis von Schutz- und Risikofaktoren an, um bestimmen zu können, wie resilient jemand ist. Du kannst deine Resilienz demnach erhöhen, indem du entweder die Risikofaktoren minimierst oder aber die Schutzfaktoren maximierst — im Idealfall arbeitest du auf beides hin. 

Es gibt ein Modell, das diejenigen sieben Faktoren beschreibt, welche hauptsächlich ausschlaggebend sein sollen für den Grad der Resilienz eines Menschen. Dieses Modell stützt sich auf sieben Säulen, namentlich Lösungsorientierung, Selbstregulierung, Eigenverantwortung, Akzeptanz, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung und realistischen Optimismus. Vieles davon ist selbsterklärend, doch gehen wir kurz auf alle Aspekte ein. Lösungsorientierung beschreibt die Angewohnheit, seinen Fokus nicht länger als nötig auf das Problem zu richten, sondern so schnell es geht an einer Lösung zu arbeiten, was wiederum dazu führt, dass ein Risikofaktor schneller eliminiert werden kann und nicht länger Druck ausübt. Selbstregulierung beinhaltet das Ablegen der Opfermentalität und den kontrollierten Umgang mit Emotionen. Wenn man sich seiner Selbstwirksamkeit bewusst wird, ist dies der mentalen Gesundheit deutlich zuträglicher, als wenn man sich als den Umständen ausgeliefert empfindet. Dies leitet über zum Aspekt der Eigenverantwortung: Es ist besonders wichtig sich klarzuwerden, dass in letzter Instanz niemand anderes als man selbst für das persönliche Befinden verantwortlich ist. Die Rolle der Eigenverantwortung ist so essenziell für nahezu alles im Leben, dass an dieser Stelle vorerst auf eine ausführlichere Erläuterung im Blogtext zum Thema Schattenarbeit verwiesen sei. Die Fähigkeit der Akzeptanz ist in Bezug auf diejenigen Umstände wichtig, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen, z.B. das Wetter. Wir haben nichts außer schlechte Laune davon, wenn wir uns über einen regnerischen Tag echauffieren. Die oben zitierten ersten Zeilen des Gelassenheitsgebetes von Reinhold Niebuhr verweisen auf diese Tatsache. Netzwerkorientierung ist insofern hilfreich, als dass man gemeinsam meist stärker ist als alleine. Gute Freunde, die Familie oder verlässliche Arbeitskollegen oder Geschäftspartner können eine Vielzahl von Problemen oder Konflikten deutlich erleichtern, weshalb ein gesundes Maß an Kontaktpflege nie verkehrt ist. Zukunftsplanung ist ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens. Ohne ein planerisches, in die Zukunft gerichtetes Handeln und Vorgehen lädt man sich die Probleme förmlich nach Hause ein. Persönliches Wachstum bedarf der Zielsetzung und -verfolgung, die wiederum ohne Zukunftsplanung nicht möglich ist. Zu guter letzt gilt es, das Leben mit einem realistischen Optimismus zu betrachten. Das beinhaltet also, das Glas nicht halb leer zu sehen, aber sich ebenso wenig einzureden, das Glas sei ganz voll, wenn es nur zur Hälfte gefüllt ist! Weder Pessimismus noch die rosarote Brille sind angebracht. Am hilfreichsten ist es, die realen Bedingungen anzuerkennen (die objektive Wahrheit zu identifizieren) und von dieser Warte aus positiv und motiviert die eigenen Pläne in die Tat umzusetzen.


Mindset, Schattenarbeit und Selbstliebe

Die vorangegangenen Ausführungen zeigen auf, dass das Thema Resilienz viel mit einem richtigen Mindset zu tun hat, da es darum geht, wie man selber auf die äußeren Umstände reagiert. Die persönliche Einstellung hat man unter Kontrolle und kann diese als Steuerungselement verwenden. Auch die Aspekte der Schattenarbeit und Selbstliebe sind für die Fähigkeit der Resilienz relevant, da das Erkennen des persönlichen Wertes die Grundvoraussetzung dafür ist, dass ein Bestreben, sich für schädlichen externen Einflüssen schützen zu wollen, überhaupt erst aufkommt. Nach und nach gilt es also, den Selbstwert aufzubauen, Schattenarbeit zu betreiben und auf persönliches Wachstum hinzuarbeiten, damit die Beschaffenheit des Selbst zunehmend an Stärke gewinnt und somit äußerem Druck standhalten kann. Um es mit den eingangs zitierten Worten Reinhold Niebuhrs zu sagen, ist dabei entscheidend, zwischen veränderbaren und unveränderlichen Dingen zu unterscheiden, um keine Kraft zu vergeuden. Sich in Sackgassen zu verrennen sollte vermieden werden, dafür sollten Themen bearbeitet werden, die in unserem Einflussbereich liegen und einer positiven Veränderung bedürfen.

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